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7.6.2002 - Prominente, Hüte und Mette Marit
Vor unserem letzten Spiel im interessanten Busan (siehe Beschreibung Busan
am Ende des Textes) hatten wir kurz vor dem Eintritt in Stadion-Area erneut
zwei recht prominente Begegnungen. Beim Warten auf den Journalisten der
Süddeutschen Zeitung vor dem "Media Entrance" erspähten wir im Getümmel
einer Fanschar den ehemaligen Bundesligaspieler (Eintracht Frankfurt, Bayer
Leverkusen)und inzwischen zum Günther Netzer von Korea gereiften Bum Kun
Cha, dessen Sohn im Kader der Südkoreanischen Mannschaft steht. Natürlich
eilten wir zu ihm und versuchten ihm zu erklären, dass wir aus Deutschland
kommen. Aber wegen seines hohen Popularitätsfaktors hierzulande reichte
es nur zu einem schnellen Photo mit dem smarten Ex-Kicker. Unsere Enttäuschung
darüber wurde allerdings schnell geschmälert, als uns Splitti berichtete,
dass der ZDF-Reporter Bela Rethy gerade zum "briefing" mit einer Einheimischen
auf einer Bank Platz genommen hatte. Also nix wie hin zum Mitnamensgeber
von Steffens Sohn Bela. Der in Jeans und Slipper betont leger gedresste
Reporter machte auf uns einen sehr entspannten und netten Eindruck. Jetzt
könnte bei Euch der Eindruck entstehen wir seien promi-geil. Mist, Ihr
habt recht mit Eurer Vermutung. Das ständige Fotografiertwerden (alles
wegen ein paar Hüten, die wir nicht in Heimarbeit geklöppelt haben, sondern
hier in Korea gekauft haben)spornt uns an, noch einen draufzusetzen.
Bitte seht uns das nach, wir haben doch sonst nichts in unseren bescheidenen
Leben!
Beim durchqüren der Sicherheitsheitskontrollen mussten wir abermals feststellen,
wie lasch die von uns im Vorfeld unserer Reise gefürchteten Gesetzeshüter
und Securityleute uns durchleuchteten. Ohne weiteres hätten wir eine Handgranate
oder sonstiges Mordinstrument mit ins Stadion bringen können. Das Spiel
Frankreich-Uruguay erfüllte dann trotz des Entstandes von 0 zu 0 voll unsere
Erwartungen. Da war Gift in der Partie. Dank der beiden Videoleinwände,
die alle noch so strittigen Szenen in mehreren Slowmotions wiederholten,
würden die Franzosen im Glauben bestärkt, der Schiedsrichter hätte Partei
für die Urus ergriffen. Solche Szenen auf grossen Leinwänden abermals
für die Fans zu zeigen ist das hirnrissigste, was sich in letzter Zeit
bei der Fifa ausgedacht wurde. Wenn es dann zu Ausschreitungen kommt darf
sich keiner wundern. Nur dank der friedlichen Mentalität der sich in der
Mehrzahl befindlichen Koreaner blieb alles ruhig.
Nach nur wenigen Feierabendbieren huschten wir dann so gegen 3.00 Ortszeit
in die Falle, weil um 6.30 der Zug Richtung Jeonju auf uns wartete.
Nach einer langen Fahrt (5 1/2 Std.) erreichen wir mittags Jeonju im Herzen
Koreas. Als wir aus dem voll klimatisierten Zug stiegen, hatten wir das
Gefühl uns hält jemand einen Fön vors Gesicht. 30 Grad und heisser Asphalt
waren der der Willkomensgruss einer Stadt, die in ihrer Optik so auch in
Bulgarien zu finden sein könnte. Da unser erster Spiel (5. von 8 insgesamt)Spanien-Paraguay
bereits um 18.00 angesetzt war, hatten wir nur wenig Zeit ein Hotel zu suchen.
Ein Erkundungstrupp von 3 Mann erspähte es dann nur unweit vom Bahnhof
entfernt in einer zwielichtigen Gegend, die mit obskuren, vom Staub der
Strasse umwehten Bars und Spiehallen übersäht ist. Auf unseren Zimmern
dann die nächste Kuriosität: Das Bad ist mit einer Scheibe vom Schlafzimmer
getrennt. Durch einen halb-durchsichtigen Vorhang, den man für was auch
immer beiseite schieben kann,erkennt man höchst suspekt und vielleicht
gewollt erotisch, weil verschwommen, die Umrisse seines Zimmernachbarn bei
der Morgentoilette. Trotzdem eher luxoriös diese Unterkunft, weil Klimaanlage,
Kühlschrank & Sauberkeit.
Beim Spiel dann im schönen, reinen Fussball- Stadion von Jeonju weit draussen
vor den Toren der Stadt trafen wir im Innenraum den schon gewohnten Mix
aus überschwenglichen Koreanern, erstmals Japaner, Südamerikanern und
Europaern, die ähnliche Touren wie wir machen. Jeder hat eine interessante
Geschichte zu berichten, so erzählte uns ein Norweger, dass die baldige
Königin seines Landes Mette Marit aus seiner Heimatstadt kommt (den Namen
haben wir vergessen)und dort mit der Hälfte der Stadt, inklusive seines
Brudes, geschlafen habe.
Die Partie Spanien-Paraguay war dann leider nicht so richtig klasse, aber
wir haben ja noch 3 Spiele vor uns und die Idee, uns auf jeden Fall das
eventuelle Achtelfinale der Deutschen anzuschauen, weil hier in in Süd-Korea
an Karten zu kommen, erscheint nicht schwierig. So, jetzt lernen wir gleich
erst mal die örtliche Downtown kennen und melden uns bald wieder bei Euch.

Eure F.S.K.
Stadtbeschreibung Busan:
Auf den ersten Blick gibt die Hafenstadt an der
Ostküste Koreas nicht viel her, taucht man allerdings in die vielen verwinkelten
Märkte und Seitengassen ein, kann man allerhand sehen und erleben. Unzählige
kleine Essensstände versorgen alle und jeden immerzu mit meistens frisch
zubereiteten Speisen. Autos und Motorräder haben immer Vorfahrt und ignorieren
die Anwesenheit von Fussgängern, wie leider überall in Korea, bis kurz
vor die Fuss-Hackengrenze. Tatsächlich lässt sich die oft benutzte Phrase
des Nebeneinanders von Tradition und High-Tech-Zeitalter allerorten beobachten.
Schlimmste Hochhäuser-Ghettos werfen ihre langen Schatten auf Anhöhen
mit kleinen Häusern, wie man sie so auch in Süditalien finden könnte.Trotz
des Nichtvorhandenseins von Mülleimern ist es sehr sauber, leider aber
auch stickig vom vielen Verkehr der hektisch wirkenden Stadt. Ruhe findet
man beim Essen, zu dem immer ein Diner-Set mit Kim Chi, getrocknetem Fisch
und anderen Kleinigkeiten gereicht wird. Man kann den ganzen Tag essen und
die auf uns betörend wirkende Freundlichkeit der Einwohner von Busan geniessen.
Die Stadt hat Parks, aber grün ist sie beileibe nicht. Man hört wenig
westliche Musik und ist immer wieder über die Schüchternheit der jungen
Mädchen erstaunt. Beim Trinken treffen sich dann auch überwiegend Männer,
die trotz fehlender Englischkenntnisse ihrem Drang Freundschaften schliessen
zu wollen, Ausdruck verleihen können.

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